Forchheim

König, Kaiser, Mauernscheißer

Das „Tor zur Fränkischen Schweiz“ ist ein beschauliches, fast schon betuliches Städtchen zwischen Erlangen und Bamberg, eingebettet zwischen Kirschbäumen und dem Walberla. Die Zugverbindung ist gut, wer ein Auto hat, sollte das besser auch nutzen – denn neben ein paar Highlights in der Stadt selbst ist vor allem auch die Umgebung für Kinder interessant.

Barock und Fachwerk

Mehr als 1200 Jahre Geschichte hat das Kreisstädtchen auf dem Buckel, und wenn man einen Spaziergang durch den Stadtkern macht – am besten in flachen Schuhen, denn das Kopfsteinpflaster verträgt sich nur bedingt mit hohen Hacken  – und die alten Fachwerkhäuser oder die barocken Besonderheiten bewundert, spürt man das auch. Entsprechend alt sind die Legenden, die sich um Forchheim ranken und die von Kriegen und schweren Zeiten erzählen.

Die Stadt, in der der Frankenherzog Konrad im Jahre 911 zum ersten deutschen König gewählt wurde und von der man sogar munkelt, Pontius Pilatus sei hier geboren worden, liegt mit ihrem Wasserreichtum strategisch so gut, dass früher dort oft zahlreiche Soldaten aus der Umgebung stationiert wurden – was zwangsläufig zu Seuchen führte. „Du siehst aus wie der Tod von Forchheim“ ist auch heute noch nicht wirklich ein Kompliment. Warum die Forchheimer auch „Mauernscheißer“ genannt werden und warum ein solcher „Mauernscheißer“ zur Freude aller Kinder direkt auf der Rathauswand verewigt ist, darüber streiten sich die Historiker ein bisschen. Es könnte aber daran liegen, dass die Forchheimer anno dazumal ihren Spaß daran hatten, Feinden auf diese Weise zu zeigen, dass sie durchaus noch genug zu essen haben und eine Belagerung daher sinnlos wäre.  

Die Sehenswürdigkeiten

Neben Legenden erzählenden Malereien gibt es hier noch einiges anderes, das kulturell sehenswert ist: das schiefe Haus, das Nürnberger Tor oder die Kaiserpfalz aus dem 14. Jahrhundert, die heute das Pfalzmuseum beherbergt. Besonders schön aber ist Klein Venedig, der Abschnitt zwischen Spitalkirche und Brücke in der Vogelstraße. Malerische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert mit Balkonen, die teilweise noch heute auf 300 Jahre alten Pfählen thronen, grenzen hier direkt an die Wiesent. Die davor aufgereihten Fischkästen beherbergen vor allem Karpfen, die man gleich in der Nähe auch erwerben kann.

Einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Region

Viele kennen Forchheim als Weihnachtsprogramm-Alternative zum touristenüberfüllten Christkindlesmarkt in Nürnberg. Das alte Rathaus mit seinem Fenster-Adventskalender und dem kleinen, aber feinen Markt davor stand sogar schon im Guinness-Buch der Rekorde. Punkt 18.30 Uhr öffnet sich in den Wochen vor Weihnachten eines der beleuchteten Fenster, es gibt Weihnachtsengel und das Ende des Abends wird von einem Nachtwächter eingeläutet.

Bleibt man trotzdem noch ein bisschen, dann könnte es sogar sein, dass man den sogenannten „Rathauspöpel“ zu Gesicht bekommt. Denn selbstverständlich hat ein Städtchen wie Forchheim auch ein stadteigenes Gespenst: ein ehemaliger Bürgermeister, den seine betrügerischen Handlungen während der Amtszeit noch immer nicht zur Ruhe kommen lassen.

Forchheim Familienstadt

Der heutige Oberbürgermeister, Uwe Kirschstein, hat Besseres zu tun. Sein Städtchen erfreut sich nämlich gerade bei Familien – schon allein aufgrund der Lage –  zunehmender Beliebtheit. „Auch wenn wir immer wieder an unsere Grenzen stoßen: Wir haben noch Platz.“ In den letzten Jahren wurde die Wohnbautätigkeit verdoppelt, die Betreuungsplätze gerade für kleinere Kinder werden massiv ausgebaut. „Derzeit planen und bauen wir an sieben Einrichtungen gleichzeitig.“ Doch nicht nur das: Rund 60 Spielplätze für alle Altersklassen gibt es im Stadtgebiet, und um diese spannend zu halten, werden die Spielgeräte immer wieder ausgetauscht bzw. erneuert. „Wir haben“, so Uwe Kirschstein, „ein Extra-Budget und schauen uns regelmäßig auf Messen um, um interessante Ausstellungsstücke zu erwerben.“

Das „Tor zur Fränkischen Schweiz“

Wer bereits in Forchheim ist und noch Zeit mitgebracht hat, sollte einen kleinen Ausflug Richtung Pottenstein machen. Sommerrodelbahn, Felsenbad, Tretbootfahren und natürlich die Teufelshöhle mit ihrem gewaltigen Höhlenbärskelett sind die halbe Stunde Extra-Fahrt wert. Genau wie Gößweinstein, das von Pottenstein nur noch wenige Autominuten entfernt liegt und zum einen nicht nur eine Basilika und eine Burg bietet, sondern zum anderen auch ein ganz zauberhaftes Schwimmbad, bei dem man sich – mit etwas Phantasie – in einem Infinity-Pool wähnen könnte. Für kleinere Kinder das absolute Highlight ist aber die Dampfbahn. Gößweinstein ist eine der Haltestellen, und man kann von hier aus gemütlich durch die fränkische Landschaft gondeln. Und auf dem Rückweg nach Forchheim kann man auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten und ganz spontan noch gekühltes Grillfleisch aus dem Automaten ziehen. Entsprechende Angebote sind in der ganzen Region verteilt. An vielen Stellen entlang der Hauptstraßen kann man bis spätabends frische Milch in Glasflaschen zapfen, erhält Saisonobst und Gemüse, Eier, Brot und manchmal sogar Käse.

Attraktionen für Kinder

Forchheim gilt mit seiner Nähe zum Naherholungsgebiet als Paradies für Mountainbiker. Teenager begeistern sich aber auch für die Kletterhalle, Adventure Minigolf, die Afrika-Kulturtage oder den Jugendzeltplatz auf der Schleuseninsel. Fragt man allerdings den zehnjährigen Felix, was er an Forchheim am coolsten findet, ist es eindeutig das Königsbad mit seinen drei Erlebnisrutschen. Die darf der dreijährige Silas zwar noch nicht benutzen, aber den Wasserspielgarten findet er auch nicht schlecht. Viel besser allerdings gefällt ihm die Waschanlage im Einkaufszentrum am Rande der Stadt: „Da sitz’ ich mit der Mama im Auto, und dann kommt die große Rolle und dann schreien wir ein bisschen.“

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