Heilig Abend im Seniorenheim

Vanillekipferl schmecken nach zuhause
Plätzchen backen im Altenheim

Protokoll Simone Blaß, ELMA #13 Dezember 2021

Weihnachten im Altersheim – trostlos ist da wohl eines der ersten Wörter, die einem dazu einfallen. Ganz sicher gibt es Heime, und wahrscheinlich nicht zu wenige, in denen die Tage zwischen den Jahren noch trostloser sind als alle anderen Tage schon. Aber es gibt auch Heime, die sich als Heim, als Heimat für die alten Menschen verstehen und denen es gelingt Generationen zu verbinden. So wie das Sozialzentrum Jung & Alt in Würzburg. Hier, so erzählt uns Einrichtungsleiter Thomas Zatloukal, verbringen die „Rasselbande“- Kinder nicht nur die Vorweihnachtszeit mit den Senioren, die Bewohner des Alten- und Pflegeheims profitieren auch von einer ganz besonderen Idee.

Emotionaler Genuss

„Wir sind ausgezeichnete ‚Botschafter des emotionalen Genusses’. Ein Preis, den wir für den Einfall bekommen haben, mit einem speziellen Back- und Kochwagen auch die Bewohner miteinzubeziehen, die das Bett nicht mehr verlassen können. Inzwischen haben wir zwei speziell angefertigte Wagen dieser Art, die gerade in der Vorweihnachtszeit oft zum Einsatz kommen. Genau wie das gemeinsame Backen mit den Kindern. Unser Sozialzentrum verbindet nämlich Jung und Alt: eine Alten und Pflegeeinrichtung ist mit dem "Kinderhaus Rasselbande" unter einem Dach vereint. Diese Art der Betreuung bietet die Plattform für zahlreiche intergenerative Zusammenkünfte – geplant, aber auch spontan und zufällig.

Erinnerungsarbeit

Sinnlichkeit auf allen Ebenen, das ist hier wichtig – sei es der Duft, der beim Backen der Plätzchen in der Luft liegt, das Verarbeiten der Zutaten mit den Händen, das gemeinsame Plätzchenausstechen mit den Kindern oder letztlich der eigentliche Genuss beim Verzehren der selbstgebackenen Butterplätzchen oder Vanillekipferl. Basierend auf den alten Rezepten, die die Senioren noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Erinnerungen an die Familie sind ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Vergangenheit. Viele unserer Senioren lebten noch in Großfamilien, mehrere Generationen unter einem Dach. Insofern ist das ein Stück Erinnerungsarbeit, aber natürlich auch Zuwendung und Abwechslung. Eine Beziehungsarbeit zwischen den Generationen, über die sich gerade die Kinder freuen, die keine Großeltern haben. Die Begegnungen gestalten wir barrierefrei: Es gibt viele Möglichkeiten, ins Gespräch und auch ins Spiel zu kommen.

Weihnachtsfest im Seniorenheim

In unseren Wohngruppen, bei denen das Zentrum – wie zu Hause – das Wohnzimmer bzw. der Aufenthaltsbereich mit einer offenen Küche ist, kommen unsere Bewohner auch an den Feiertagen zusammen. Weihnachten selbst legen wir ein bisschen vor, es gibt schon am Vormittag einen gemeinsamen Gottesdienst, ein ehrenamtlicher Chor singt mit und für uns. Nur wenige unserer Senioren werden nach Hause abgeholt. Besuch aber bekommen viele. Zum Beispiel Kinder, Enkel und Verwandte, die weiter weg wohnen und die Gelegenheit nutzen, während ihres Urlaubs vorbeizukommen.

Fest ohne Familie

Aber doch rund ein Drittel unserer Bewohner hat keine Angehörigen oder bekommt keinen familiären Besuch. Die Hintergründe dafür können vielfältig sein und reichen von schwierigen familiären Beziehungen über das (psychische) Krankheits- und Pflegebild der Betroffenen bis hin zum Verlust des Partners. Ein stärker werdender Aspekt ist auch der einer Migration bzw. eines (sozio-)kulturellen Hintergrunds. Unser Haus ist an den Weihnachtstagen personaltechnisch voll besetzt und der Dienst der sozialen Betreuung ist mit unterschiedlichsten Angeboten im Einsatz. Er bringt zum Beispiel denen, die das Zimmer nicht mehr verlassen können, auch ein kleines Geschenk, unterhält sich mit ihnen und sorgt für eine gute Atmosphäre mit weihnachtlicher Beleuchtung und Musik. In der Vergangenheit gab es außerdem immer wieder Ehrenamtliche, die gerne an Weihnachten am Vor- oder Nachmittag zusätzlich gekommen sind, um den Bewohnern etwas Gutes zu tun oder Gespräche zu führen. Die sind dann natürlich nicht den ganzen Tag da, sondern nach den persönlichen Möglichkeiten. Sie können aber durchaus einiges an Gesprächsbedarf abfangen. Solche Angebote nehmen wir ohne Frage gerne an.”

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