Ab in die Tiefe

unsere Höhlen entdecken
Teufelshöhle

„Da ist eine Höhle!“ – und schwupps, schon sind die Kinder in einem dunklen Loch verschwunden, um wenig später aufgekratzt und mit dreckigen Hosenbeinen wieder daraus hervorzukriechen. Eine zufällig entdeckte Höhle am Wegesrand bei einer Wanderung weckt bei den Kleinen den Entdeckerdrang – und, seien wir ehrlich, auch oft bei den Großen. Dann ist es höchste Zeit, auch die schönsten Schauhöhlen in der Region als Ausflugsziele ins Visier zu nehmen.

Höhlenparadies Fränkische Schweiz

Mit der Fränkischen Schweiz haben Höhlenbegeisterte der Region ein Paradies direkt vor der Haustür: Knapp 4000 (!) bekannte Höhlen gibt es hier, und sicher viele, die noch unentdeckt geblieben sind. Denn bis heute existiert kein Verfahren, um Höhlen zuverlässig aufzuspüren. Doch warum gibt es gerade hier so viele Höhlen? Die Fränkische Schweiz besteht aus Kalk: Vor 150 Millionen Jahren war dort, wo wir heute leben, noch ein flaches Meer, auf dessen Boden sich Kalkschlamm absetzte. Und Kalk löst sich im Wasser – die unschönen Schlieren an den Wänden von Wasserkochern zum Beispiel zeigen, wie viel Kalk in unserem Trinkwasser gelöst ist. Wenn ein unterirdischer Fluss über Jahrmillionen Kalk aus dem Gestein wäscht, entstehen Hohlräume, die zu großen Höhlen anwachsen können.

„Das, was wir in Höhlen zu Gesicht bekommen, ist älter als alles, was wir kennen“, erklärt Birgit Hoffmann von der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e. V. (FHKF) die Faszination, die von Höhlen ausgeht. „Vielleicht denken wir, das Sandsteinhaus in Nürnberg ist alt oder das Kolosseum in Rom. Aber eine Höhle ist noch zig Millionen Mal älter.“

Schauhöhlen und Naturhöhlen

Am deutlichsten werden die unfassbar langen geologischen Zeiträume an den Tropfsteinen, die sich als imposante Gebilde in vielen Schauhöhlen in der Region finden. Als Schauhöhlen werden im Gegensatz zu Naturhöhlen solche Höhlen bezeichnet, die zum Beispiel mit Lichtinstallation und markierten Wegen extra für Besucher aufbereitet wurden. Tropfsteine entstehen, wenn Wasser mit gelöstem Kalk durch die Höhlendecke dringt. Ein wenig Kalk bleibt an der Decke zurück, genauso wie auf dem Boden, auf den der Tropfen fällt. In einem für uns Menschen unsichtbaren, weil unendlich langsamen Prozess entstehen so Tropfen für Tropfen beeindruckende, meterhohe Strukturen – die Stalaktiten und Stalagmiten.

Blick in die Erdgeschichte

Höhlen gewähren uns so einen Blick zurück in die Erdgeschichte: Anhand des Gesteins, winzig kleiner Kristalle und des Wachstums der Tropfsteine können wir herausfinden, wie das Klima in unserer Region vor Jahrmillionen war. Tierknochen verraten, welche Tiere einst in Höhlen gelebt haben. Und auch heute noch sind viele heimische Tierarten auf Höhlen angewiesen – die bekanntesten sind sicher die Fledermäuse. Zu ihrem Schutz ist das Betreten von Höhlen von Oktober bis März, wenn die kleinen Säuger Winterschlaf halten, verboten.

Wen jetzt die Abenteuerlust gepackt hat, dem rät die Höhlen-Expertin Birgit Hoffmann, am besten mit einer Schauhöhle anzufangen: „Da kann jeder testen, ob einem die Dunkelheit und Kälte behagt.“ Auch bei vielen Wanderwegen liegen Höhlen, die meterweit in den Fels führen, am Wegesrand. Aber Achtung, der Boden kann uneben sein und plötzlich abfallen! Wer noch mehr will und Interesse an der Höhlenforschung entwickelt, sollte sich an einen Verein wie die FHKF wenden.

Checkliste für die Höhlentour: eine oder besser zwei Taschenlampen – nicht das Handy! // warme Kleidung, die dreckig werden darf // festes Schuhwerk // Ehrfurcht und Neugierde

Text: Alisa Müller

 

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