Digitalisierung der Schule
Mit den kürzlich erschienenen Ergebnissen der PISA-Studie wurde auch die Diskussion rund um die Digitalisierung der Schule lauter. Das hat nicht nur mit dem eher bescheidenen Abschneiden deutscher Schulen zu tun. Viele Schulen in Skandinavien fahren die lange für fortschrittlich gehaltene Digitalisierung stark zurück. Aber was gilt denn nun? Ist die Digitalisierung der Schule sinnvoll oder eher kontraproduktiv?
Keine didaktischen Konzepte
Nach Jahrzehnten der Vorherrschaft von Hellraumprojektoren, Beamern und Klassenzimmern mit verstaubten PCs hat man nun an vielen Orten Tablets in den Grundschulen zur Verfügung gestellt. Nur um nun zu bemerken, dass es für einen didaktisch sinnvollen Einsatz an entsprechenden Konzepten und auch Software fehlt. Das ist, wie wenn man allen ein Pult hingestellt hätte, um dann herauszufinden, dass es auch Schulbücher und sinnvoll konzipierte Arbeitsblätter für einen zielführenden Einsatz bräuchte. Hinzu kommt nun also das Zurückkrebsen skandinavischer Schulen in Sachen Digitalisierung. Also genau die Schulen, die lange als Vorbilder einer progressiven und digitalisierten Bildung galten. Aber warum machen die das?
Erfahrungen zum digitalen Lernen
Zum einen spielen da sicherlich die in manchen Bereichen immer schlechteren Ergebnisse der PISA-Studien eine Rolle. Zum anderen stehen mittlerweile viele Erfahrungswerte und Studien zum digitalen Lernen zur Verfügung. So hat man beobachtet, dass soziale Kompetenzen abnehmen, wenn alles am Bildschirm gemacht wird. Die Kinder wollen, auch bei Gruppenarbeiten, eher für sich an ihren Bildschirmen arbeiten, statt mit anderen zu kommunizieren.
Schreiben lernen auf Papier?
Verschiedenen Studien, z. B. der Psychologin Prof. Karin James von der University of Indiana (USA) oder der Psychologin Dr. Pam Mueller von der Princeton University (USA), haben gezeigt, dass man sich bei der Handschrift das Geschriebene viel eher merken kann. Somit funktioniere auch das Schreibenlernen mit Handschrift viel nachhaltiger als auf einer Tastatur. Wobei: Wenn das Kind mit einem Stift auf dem Tablet schreiben lerne, komme das dem Schreiben auf Papier sehr nahe. Zudem könne das Tablet ein effektiveres Lernen ermöglichen, indem es Korrekturen vorschlage.
Konzentrationsprobleme
Der Einfluss eines Handys auf die Konzentration wurde ebenfalls eindrücklich aufgezeigt (z. B. in Studien der University of Chicago oder der Universität Paderborn). Selbst wenn das Handy ausgeschaltet oder nicht sichtbar verstaut sei, wäre die Konzentration signifikant schlechter.
Vorteile des digitalen Lernens
Ist die Digitalisierung also schlecht für den Lernerfolg? Aus medienpädagogischer Sicht dürfen aber die Vorteile der Digitalisierung nicht ausser Acht gelassen werden. Sei es im Geografieunterricht mit dem Eintauchen in fremde Weltregionen und Kulturen. Oder das interaktive Lernen mit unmittelbaren Feedbacks, welches unter anderem im Fremdsprachenunterricht neue Möglichkeiten bietet. Aber auch Serious Games, also Lerninhalte in spannenden Games verpackt, können die Lernmotivation massiv erhöhen und besonders lernschwachen Kindern eine grosse Unterstützung sein.
Der Einsatz der Digitalisierung in der Bildung macht somit in manchen Bereichen durchaus Sinn, aber man sollte dabei bedacht den Einsatz für einzelne Lernfelder aussuchen, respektive bewusst darauf verzichten. Digitale Medien sind ein unverzichtbares Wissensinstrument, welches am besten hybrid, also z. B. in Kombination mit handschriftlichen Arbeitsblättern, funktioniert.
Text: Ben Fisch
Ben Fisch ist dipl. Sozialpädagaoge BA und der erste Experte für Medienerziehung, der selbst auch ein Digital Native ist, also selbst mit digitalen Medien gross geworden ist und somit auch die Perspektive des Kindes und seiner Meidennutzung bestens kenn. Er führt den YouTube Kanal "Lösungen für Medienerziehung", coacht und berät Eltern und Institutionen mit seinen bewährten Strategien im Bereich der Medienerziehung und arbeitet als freier Autor.