Schwangerschaftsdiabetes

Zähne zusammenbeißen – dem Baby zuliebe
Gestationsdiabetes - Zucker in der Schwangerschaft

Eine schwangere Frau darf sich auch mal eine Extrakalorie gönnen. Wird allerdings ein sogenannter Gestationsdiabetes diagnostiziert, dann sollte sie auf die kleinen und vor allem die großen süßen Sünden lieber weitgehend verzichten. Denn diese spezielle Form des Diabetes, die nur während der Schwangerschaft auftritt, birgt Risiken für Mutter und Kind. 

Ursachen für Diabetes

Bei 100 Schwangeren sind mindestens vier dabei, die an Diabetes leiden. Eine, die die Zuckerkrankheit bereits mitgebracht hat, und mehr als drei, bei denen sie erst in der Schwangerschaft auftritt. Schuld daran sind zum einen der Hormon-Boost und eine diabetesfreundliche Stoffwechsellage. Und zum anderen die Tatsache, dass heutzutage viel mehr Frauen in Deutschland stark übergewichtig und ein paar Jahre über dem optimalen Alter in eine Schwangerschaft gehen. Die Zahlen sind in den letzten Jahren um 50 Prozent gestiegen und liegen in anderen Ländern sogar noch höher. 

Risiko bei Gestationsdiabetes

Wenn Gestationsdiabetes nicht erkannt wird oder unbehandelt bleibt, kann das sowohl akute als auch langfristige Folgen haben. Für das Kind bedeutet dies ein erhöhtes Risiko für übermäßiges Wachstum, Atemprobleme und Fehlbildungen, auch Frühgeburten und sogar Totgeburten sind häufiger. Langfristig können Kinder durch den Zuckerüberfluss im Mutterleib eher übergewichtig werden und selbst Diabetes sowie Bluthochdruck und Herzprobleme entwickeln. Für die Mutter erhöht sich das Risiko von Infektionen, einer Schwangerschaftsvergiftung und Geburtskomplikationen wie höhergradigen Geburtsverletzungen, auch werden mehr Kaiserschnitte durchgeführt. 

Glukose-Challenge-Test

Ein Problem, das – so Dr. Angela Wohlfarth, Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde im Klinikum Nürnberg – lange Zeit unterschätzt wurde. „Ein Gestationsdiabetes manifestiert sich um die 20. Schwangerschaftswoche herum, und die typischen Anzeichen können gerade während einer Schwangerschaft leicht übersehen werden.“ Darum ist der sogenannte Glukose-Challenge-Test, der „kleine“ Zuckertest, Teil der Mutterschaftsrichtlinien. Es handelt sich dabei um einen einfach durchzuführenden Vortest, bei dem allerdings immerhin 15 Prozent der Fälle nicht erkannt werden. Gibt es nach dem ersten Test oder auch im Verlauf der Schwangerschaft einen Verdacht, dann ist es möglich, zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche den „großen“ Zuckertest durchzuführen, dessen Aussage sehr exakt ist. Ein nichtbehandelter Schwangerschaftsdiabetes ist wie eine Zuckerpipeline zum Baby, das dadurch immer dicker wird. „Es gibt aber auch Frauen, die mit einer Gestationsdiabetes zu kleine Babys auf die Welt bringen. Es sollten daher alle zwei bis drei Wochen Wachstumskontrollen erfolgen, vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel“, erklärt die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. 

Vorsorge gegen Schwangerschaftsdiabetes

Die beste Vorsorge ist eine Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und Sport, gepaart mit einem gesunden Gewicht. Zwei, drei Kilo mehr sind kein Problem, aber: „Übergewichtige Frauen sind sehr gefährdet, genau wie Spätgebärende und Frauen, die bereits einmal eine Gestationsdiabetes hatten. Diesen Schwangeren und solchen, die an Bluthochdruck leiden, wird ein Frühscreening empfohlen. Lautet die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes, dann sind die ersten Maßnahmen regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine Ernährungsumstellung. Ernährungsberater helfen dabei, einen individuellen Nahrungsplan aufzustellen, der den Blutzuckerspiegel stabil hält und alle notwendigen Nährstoffe für Mutter und Kind liefert. 

Insulintherapie bei Gestationsdiabetes

Etwa 70 Prozent der betroffenen Schwangeren können das Problem so in den Griff bekommen. Wenn das nicht ausreicht, kann aber eine Insulintherapie bis zur Geburt notwendig werden. „Diese Frauen sollten den Geburtstermin möglichst nicht überschreiten, auch von Hausgeburten raten wir ab und empfehlen eine Klinik, an die eine Kinderklinik angebunden ist. Denn die Kinder insulinpflichtiger Frauen können ziemliche gesundheitliche Probleme haben.“ Nach der Geburt kommt der Körper in der Regel wieder alleine klar. Jedoch sollten Frauen, die Gestationsdiabetes hatten, nach dem Wochenbett ihren Blutzuckerspiegel überprüfen lassen, um das Risiko für Diabetes Typ 2 im Auge zu behalten. „Und wenn möglich, sollte das Kind gestillt werden“, weiß Angela Wohlfarth. „Denn das wirkt sich positiv auf den weiblichen Stoffwechsel aus.“

Natürlich ist es hart, genau auf das zu achten, was man zu sich nimmt – gerade in der Schwangerschaft, wo viele Frauen es genießen, mal nicht jede Kalorie zu zählen. Doch es lohnt sich. Denn mit den genannten Maßnahmen können die meisten betroffenen Frauen ihren Blutzuckerspiegel stabil halten und ihr Kind ganz normal und gesund gebären.

Text: Simone Blaß // Mehr Informationen rund um die Geburt vom Klinikum Nürnberg.

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