Auf den Spuren der alten Römer

Die Stadt Weißenburg gehört nicht gerade zu den Touristenmagneten, selbst an einem sonnigen Ferientag ist relativ wenig los. Erstaunlich eigentlich. Denn das Städtchen mit nicht einmal 20.000 Einwohnern hat einiges zu bieten und ist für einen Tagesausflug perfekt geeignet. Kleine bunte Fachwerkhäuschen schmiegen sich idyllisch in die engen Gassen, alles ist liebevoll dekoriert, große Ketten sieht man auf den ersten Blick zumindest nicht. Das Leben scheint hier im kleinen Weißenburg deutlich beschaulicher zu sein als in dem nur eine Stunde entfernten Nürnberg.

Stadtrundgänge - Aussichtsturm

Um sich einzustimmen auf all die Geschichte, die einen erwartet, ist der einstündige Stadtmauerrundgang mit einem Abstecher zum Ellinger Tor perfekt. Wer lieber gleich Action möchte, erkundet die wichtigen Stationen der Stadt ganz spielerisch. Den Bogen für das Stadtquiz erhaltet ihr über die Touristeninformation. Genau wie den Schlüssel für den St. Andreasturm – der Ausblick entschädigt schnell für die 190 Stufen. Und wer lieber runter statt rauf steigt, macht eine kleine Tour durch das Kellergewölbe der Einhorn-Apotheke und findet dort alles, was ein Pillendreher im 19. Jahrhundert brauchte, um Zäpfchen, Pulver, Tabletten und Salben selbst herzustellen.

Museen in Weißenburg

Spätestens jetzt ist Zeit für eine kleine Leckerei im Museumscafé im Zentrum der Altstadt. Gestärkt mit Wassermelonenlimonade, Kuchen oder Toasts sind zwei Museen selbst für die kleinen Besucher kein Problem mehr. Vor allem, weil es in beiden teils richtig knifflige Rätsel und einen Forscherbogen gibt. Aber auch, weil beide Museen – das Römer- und das Reichsstadtmuseum – zwar interessant, aber nicht riesig groß sind. Ein, zwei Stunden, dann ist man durch – und hat sich ein Bild gemacht von den damaligen Lagern, den Handelsrouten und Gepflogenheiten. Man hat dabei einen echten Römerschatz, bestickte Damenschuhe und sogar ein Minigefängnis gesehen. Wer möchte, kann noch ein bisschen tiefer einsteigen und mit der Tratschnudel Maria, einer Ratsherrengattin, und ihrer Magd Leni gemeinsam auf Erkundungstour gehen.

Die Wülzburg

Perfekter Start, um sich jetzt auf die Spuren der Römer zu machen, ist das Limes-Informationszentrum im Erdgeschoss des Römermuseums. Hier gibt es eine Menge Infos zum UNESCO-Weltkulturerbe „Grenzen des Römischen Reiches“, zu den Kastellen und den hier stationierten Truppen und sogar die Möglichkeit, eine römische Soldatenausrüstung einmal anzuprobieren. Und wer nach einer Menge Römerwissen immer noch Energie hat: Auf zur Wülzburg! Hier könnt ihr – für müde Füße genau das Richtige – direkt vor dem Festungsportal parken und euch nach der Führung beim Burgwirt stärken. Oder ihr taucht einfach in den Wald ein und bewundert, nur vier Kilometer nordöstlich von Weißenburg, die Steinerne Rinne. Das eigensinnige Bachbett hat sich einen Kalktuffdamm gebaut und fließt jetzt, immer wieder unterbrochen durch kleine Wasserfälle, ein ganzes Stück über dem Weg. Wem nach noch mehr Wasser und Entspannung ist, kein Problem: Seen gibt es in der Umgebung genügend. Und nicht nur das: Im Sommer könnt ihr euch auch einen sogenannten Wurzelplatz ergattern – im wunderschönen kleinen Bergwaldtheater.

Römische Geschichte in Franken

Ach übrigens, ihr lieben fränkischen Lateinlehrer: Es muss nicht immer gleich Rom sein. Fahrt doch einfach mal mit den Öffentlichen nach Weißenburg und bewundert gemeinsam mit euren Schülern die Römische Therme und das Kastell Biriciana oder lasst euch von Mania und Lucius in den damaligen Alltag am Limes einweihen. Zu erfahren, dass zum Beispiel bei den Römern die Latrine alles andere als ein stilles Örtchen war, ist Geschichte zum Begreifen und könnte sogar die begeistern, die Latein eigentlich nur aus Versehen gewählt haben.

Text: Simone Blaß