Uraufführung: Im Schwarm

Queerness ohne Konflikt, Stück am Theater Pfütze
Im Schwarm - Theater Pfütze

Auf einer Reise unter Wasser begegnet Yuki nicht nur anderen, fantasievollen Wesen, sondern einer Welt voller Akzeptanz und Ausprobieren – und nimmt die neuen Erfahrungen mit zurück nach Hause … Im neuen Stück „Im Schwarm“ geht das Theater Pfütze eine Kooperation mit Diversity Media e.V. ein. Warum und was das für die (jungen) Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet, erklären die Theaterpädagoginnen und Regisseurinnen Sheila Grießhaber und Miriam Bernhardt.

Wie kam es denn zu dieser Kooperation?
Wir wollten ein Theaterstück machen zu Diversität und geschlechtlicher Vielfalt, weil wir finden, dass das wichtige Themen sind, die aber im klassischen Kindertheaterbetrieb bislang nicht oder nur selten verhandelt werden.

Aber das Thema ist doch überall?
Wir glauben, der Eindruck, dass das Thema überall ist, täuscht. Die Repräsentation in den Medien oder auch die Verhandlung im Schul- und Bildungskontext ist immer noch sehr gering. Außerdem nehmen wir an, dass bei Eltern die Befürchtung einer Frühsexualisierung besteht, aber damit hat das nichts zu tun. Sondern mit Themen, die auch Grundschülerinnen und Grundschüler betreffen – spätestens dann, wenn der Sohn das erste Mal mit Nagellack in die Schule gehen möchte.

Was ist also neu an eurem Stück „Im Schwarm“?
Vor allem, dass wir eine Geschichte erzählen, in der „Queerness“ ohne Konflikt und ohne Katastrophe passiert, kein Outing-Drama oder so, sondern einfach nur beiläufig und ganz natürlich stattfindet. Und hierzu hat das Theater ja ganz andere Mittel als beispielsweise Fernsehen.

Nämlich welche?
Wir können einen ganz anderen Bezug zum Publikum herstellen, in Kontakt treten und ganz anders mit dem Raum spielen, nämlich dreidimensional. Uns geht es nicht um intellektuelle Begriffserklärung, sondern um ein natürliches, spielerisches Spüren des Motivs: Ich darf mich ausprobieren und auch wandeln.

Was kann das denn für beispielsweise Grundschüler bedeuten?
Naja, ganz einfach: Dass ich ein Kleid anziehen kann oder eine Hose oder etwas ganz Verrücktes, und trotzdem geliebt werde – von meiner Familie, meiner Clique oder meiner Klasse. Wenn es uns gelingt, Offenheit zu vermitteln, dann kann die auch weitergegeben und gelebt werden. Das sind wichtige Themen für alle Kinder, auch wenn sie vermeintlich nicht persönlich betroffen sind.

An dieser Stelle kommt dann wohl Diversity Media ins Spiel?
Richtig, wir haben uns Unterstützung dieses Vereins geholt, der sich zur Aufgabe gemacht hat, mediale Vielfalt zu fördern, und mit JJ Herdegen zusammengearbeitet, einer queeren Person, die in der Produktion schriftstellerisch tätig war. Uns ist wichtig: Wir zeigen kein Stück über queere, sondern mit und von queeren Menschen.

Bietet ihr denn irgendeine Form der Vor- oder Nachbereitung an zu diesem Stück?
Ja, es gibt immer theaterpädagogisches Begleitmaterial, das im Foyer ausliegt und bei der groben Einordnung hilft. Auf Wunsch gehen wir auch in die Klassen und bereiten einen Besuch vor.

Interview: Katharina Wasmeier

"Im Schwarm"
Tanztheaterstück ab 8 Jahren
3. bis 10. Klasse
Uraufführung: 14. Juli 2023
weitere Infos und Aufführungstermine hier

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