Was kommt danach?

Umgang mit Tod und Trauer in den Weltreligionen

Wie mit Tod und Trauer umgegangen wird, ist je nach Kultur und Religion ganz unterschiedlich. Mal darf gelacht, mal lautstark geklagt werden. Mal wird der Tod als Neuanfang betrachtet, mal als Zwischenstation, selten als endgültiger Abschied. 

Buddhismus

„Der Tod ist nur eine Veränderung des Zustands, nicht das Ende des Seins.“ Dieser Satz des Dalai Lama fasst zusammen, warum Buddhisten dem Sterben weniger mit Angst begegnen. Sie glauben an Wiedergeburt, die Seele verlässt den Körper, um sich in einem anderen Leben, einer anderen Hülle wiederzufinden. Wie diese aussieht, bestimmt das Karma, also die Summe der guten bzw. schlechten Taten und Gedanken des Verstorbenen. Die Wiedergeburten sind jedoch nur nötige Zwischenstationen auf dem erstrebten Weg ins Nirwana, einen Zustand vollkommener Erlösung, das Ende allen Leids.

Hinduismus

Auch im Hinduismus prägt der Glaube an Reinkarnation den Umgang mit dem Tod. Die sterblichen Überreste werden nach uralten Riten verbrannt und dem Fluss Ganges oder einem anderen heiligen Gewässer übergeben. Die unsterbliche Seele wandert weiter und findet sich, je nach Karma, im Körper eines Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze wieder. Der Kreislauf der Wiedergeburten wird ebenfalls erst durch Erreichen des Nirwana, bei Hindus Moksha genannt, durchbrochen.

Islam

Für gläubige Muslime ist das Leben ein Geschenk Allahs, verbunden mit der Aufgabe, es gut zu führen.  Weswegen man sich nach dem Tod auch für sein Leben rechtfertigen muss. Zwei Engel übernehmen diese Aufgabe und fragen den Verstorbenen nach seinem Glauben und ob er sein Leben wirklich mit guten Absichten und Taten geführt hat. Die Antworten darauf entscheiden, ob man später im Paradies weiterleben darf oder der Weg in die Hölle führt. Bis es so weit ist, verbleiben die unsterblichen Seelen in ihren Gräbern und warten auf den „Tag der Auferstehung“, an dem gerichtet wird. Hoffnung gibt Muslimen der Glaube daran, dass der barmherzige und gerechte Allah Fehler verzeiht, wenn man sie

Judentum

Im Judentum misst man dem Leben mehr Bedeutung zu als dem Tod. Was einen im Jenseits erwartet, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Manche glauben, dass jeder Mensch direkt nach seinem Ableben vor Gottes Gericht treten muss, andere an einen bestimmten Tag des Jüngsten Gerichts für alle gleichzeitig oder an eine Auferstehung der Toten bei Ankunft des Messias. 

Atheismus

Und Atheisten? Für sie bedeutet der Tod oftmals ganz pragmatisch das Ende von allem. Haben sie deswegen mehr Angst vor dem Tod? Einer Studie zufolge nicht unbedingt, auch wenn diese herausfand, dass sich religiöse Menschen tatsächlich weniger vor dem Lebensende fürchten. Aber Atheisten seien oftmals grundsätzlich furchtloser und neigten weniger dazu, Trost und Antworten in einer Religion zu suchen. Sie halten es, zumindest was das eigene Ableben angeht, mit dem griechischen Philosophen Epikur: „Das schauerlichste Übel, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.“

Weinen oder lachen?

Auch wie getrauert wird, ist vom Glauben und der Kultur geprägt. Muslime zeigen ihre Trauer meist eher verhalten, weil allzu lautes Klagen den Eindruck vermitteln könnte, dass man mit Allahs Absichten hadert. Auf Bali lächelt man, um die anderen Hinterbliebenen nicht mit dem eigenen Schmerz zu belasten. Dagegen gibt es in China professionelle Trauerweiner, die eigens engagiert werden, um lautstark klagend Beerdigungen zu begleiten, damit diese nicht zu ruhig ablaufen, was als unpassend empfunden würde. 

Während bei uns Trauerfeiern oder auch der Leichenschmaus meist eher still im kleineren, privaten Kreis stattfinden, feiert in manchen Teilen Afrikas nicht selten das ganze Dorf das Leben des Verstorbenen. Und das durchaus laut und fröhlich mit Musik, Tanz und einem Festmahl. Berühmt ist der „Día de Muertos“, der Tag der Toten, in Mexiko und anderen Teilen Lateinamerikas. Er beruht auf dem Glauben, dass die Toten einmal im Jahr auf die Erde zurückkehren, um ihre Lieben zu besuchen. Anfang November verkleiden und schminken sich die Menschen als Skelette, es gibt Totenschädel als Zuckernaschwerk, man trifft sich auf den Friedhöfen, bringt den Verstorbenen Essen und Geschenke und erinnert sich ihrer in Form eines bunten, lebensfrohen Volksfestes.  

Doch egal in welcher Form getrauert wird, immer dienen Rituale und Bräuche dazu, Halt und Orientierung zu geben; sie helfen im Umgang mit etwas, das doch immer wieder unbegreiflich und schmerzhaft ist.

Text: Manuela Prill

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